Auf der hawaiianischen Insel Kauai beobachtete und begleitete die Forscherin Emmy Werner die Entwicklung von knapp 700 Kinder, darunter viele Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Bei vielen Kindern beeinflussen diese Faktoren eine gesunde Entwicklung. Trotzdem gab es Kinder, die sich trotz der widrigen Aufwuchs-Bedingungen positiv entwickelten. Daraus entwickelte Emmy Werner Schlüsselfaktoren, die Resilienz bei Kindern stärken. Resilienz ist die innere Widerstandskraft des Menschen. Diese Fähigkeit lässt sich ein Leben lang stärken und trainieren. Allerdings kann sie auch schon als Kind erworben werden. Ein neues Forschungsprojekt in Köln soll Bildungsbarrieren durch Förderung von Resilienz abbauen:
Bildungschancen von Kindern verbessern. Forschungsprojekt zu Resilienz im Grundschulalter
Wie Kinder aus benachteiligten Verhältnissen besser dabei unterstützt werden können, einen hohen Bildungsabschluss zu erreichen, untersucht das Forschungsvorhaben „Konstellationen der Resilienz von Kindern“. Das Institut für Sozialpolitik und Sozialmanagement der TH Köln und das Institut für soziale Arbeit e.V. entwickeln dabei Handlungsempfehlungen, die den Bildungserfolg weniger von den Sozialstrukturen abhängig machen sollen. Insbesondere der Übergang von Grundschulkindern in die weiterführende Schule steht im Fokus des Projekts.
„Der Bildungserfolg von Kindern hängt in Deutschland stark von sozialstrukturellen Merkmalen ab, wie zum Beispiel Bildung und Einkommen der Eltern. Kinder, die in Armut aufwachsen oder aus Familien mit Migrationserfahrung kommen, haben es im deutschen Bildungssystem schwerer. Dennoch lässt sich beobachten, dass ein geringer Teil der Schulabgängerinnen und -abgänger trotz belastender Bedingungen hohe Abschlüsse erlangt. Diesen Kindern wird das Merkmal resilient zugeschrieben“, sagt Prof. Dr. Johannes Schütte, Direktor des Instituts für Sozialpolitik und Sozialmanagement der TH Köln.
Ursprünglich kommt der Begriff aus der Werkstoffforschung. Hier werden Materialien als resilient bezeichnet, die zu ihrem ursprünglichen Zustand zurückkehren, nachdem eine Kraft auf sie gewirkt hat – wie zum Beispiel eine Metallfeder. Im sozialen Bereich verspricht Resilienz mehr: Personen können über sich hinauswachsen. Resilienz ist aber nicht von Natur aus vorhanden, sondern muss erst hergestellt werden.
Übergang von Grundschule zur weiterführenden Schule
Das Vorhaben beschäftigt sich mit der Frage, welche Konstellationen dazu führen, dass Resilienz entsteht. Gemeint ist damit die gesamte Umwelt, die im Hinblick auf das gelingende Aufwachsen von Kindern eine Rolle spielen können. Dazu zählen neben den sozialen Beziehungsgeflechten, institutionellen Strukturen auch räumliche und materielle Gegebenheiten als Konstellationen. Das Forschungsteam will speziell den Bildungsübergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule untersuchen und begleitet Kinder bei diesem Übergang.
Die Kinder sollen von drei Grundschulen aus benachteiligten Stadtteilen in Gemeinden unterschiedlicher Bundesländer kommen. In den Schulen werden zunächst Gruppendiskussionen mit Lehrerinnen und Lehrern geführt, um die Kinder für die Begleitung vor und nach dem Wechsel von der Grund- auf die weiterführende Schule auszuwählen. Die Perspektive der Kinder und ihrer Eltern wird mit Interviews beleuchtet. Wenn im Forschungsprozess weitere bedeutsame Akteurinnen und Akteure oder Settings der Kinder auftreten, wie zum Beispiel Vereine oder andere Bezugspersonen neben den Eltern, werden diese ebenfalls in die Untersuchung einbezogen.
Die Ergebnisse sollen in Form von Workshops an die Akteurinnen und Akteure aus den Grundschulen, weiterführenden Schulen und anderen relevanten Institutionen und Vereinen aus den Sozialräumen vermittelt werden. Darüber hinaus werden Fachkräfte aus den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheit, Bildung und Stadtplanung in die Workshops eingebunden. Langfristiges Ziel ist es, Handlungsempfehlungen für die Praxis zu erarbeiten, um der Abhängigkeit des Bildungserfolgs von sozialstrukturellen Merkmalen der Familie entgegenzuwirken und betroffenen Kindern bessere Bildungschancen zu ermöglichen.
Über das Projekt
Das Projekt „Konstellationen der Resilienz von Kindern“ (KoReKi) unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Schütte vom Institut für Sozialpolitik und Sozialmanagement der TH Köln in Kooperation mit dem Institut für soziale Arbeit e.V. läuft bis September 2024. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt im Rahmen des Programms „Abbau von Bildungsbarrieren: Lernumwelten, Bildungserfolg und soziale Teilhabe“.
Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind rund 27.000 Studierende in etwa 100 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.
Bildungschancen von Kindern verbessern – Hochschulnetzwerk NRW (hn-nrw.de)
KOREKI – Konstellationen der Resilienz von Kindern | ISA Münster (isa-muenster.de)
Bildungschancen: Forschungsprojekt zu Resilienz im Grundschulalter | Sozial.de
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