Es gibt neuronal langsame und neuronal schnelle Lernende. Wenn ein Kind länger benötigt, dann ist dies nicht unbedingt eine Lernschwäche, sondern nur eine andere Art, die Welt zu begreifen. Es ist immer Vorsicht geboten, wenn eine Lernschwäche diagnostiziert wurde – heutzutage wird alles von der Norm Abweichende, schnell als krankhaft bezeichnet, obwohl es dies oft nicht ist. Das Frankfurter Forum zeigt nun aktuelle Diagnostik- und Fördermethoden:

>> Wie mit Lernstörungen umgehen?

Nach aktuellen Studien liegt bei mehr als zehn Prozent der Kinder in Deutschland eine Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten (kurz: Lernstörung) vor – etwa im Bereich des Lesens oder des Rechnens. Für Grundschulen stellt es eine enorme Herausforderung dar, diese Kinder angemessen zu unterstützen. Das Frankfurter Forum informiert daher heute Lehrkräfte und andere Interessierte über wissenschaftlich erarbeitete Diagnostik- und Fördermethoden. Die Veranstaltung auf dem Campus Westend in Frankfurt am Main dient dem Transfer von Wissen aus der Forschung in die pädagogische Praxis.

Stress, Überforderung, ein schlechtes Selbstwertgefühl und geringere Bildungschancen: Lernstörungen können viele negative Folgen für die Kinder mit sich bringen. Daher betont Professor Dr. Marcus Hasselhorn vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und einer der Ausrichter der Veranstaltung: „Lernstörungen sollten möglichst früh erkannt und betroffene Kinder dann gezielt gefördert werden.“ Das Frankfurter Forum soll dazu beitragen, den Umgang mit Lernstörungen zu verbessern.

Die von der Hessischen Lehrkräfteakademie akkreditierte Fortbildungsveranstaltung setzt sich aus mehreren Angeboten zusammen. Fachvorträge von Professor Dr. Gerd Schulte-Körne und Stefan Haberstroh von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München geben einen Einblick in den aktuellen Wissensstand zu Diagnostik und Förderung von Lernstörungen. In einem weiteren Vortrag stellt Professor Hasselhorn die derzeit gemeinsam von DIPF und LMU entwickelte Online-Plattform LONDI vor. Sie soll helfen, den Umgang mit von besonderen Lernschwierigkeiten betroffenen Kindern zu professionalisieren, indem sie fundierte Informationen und Materialien zu dem Thema bereitstellt.

Zwei parallel abgehaltene, anwendungsbezogene Workshops führen in konkrete Förderprogramme ein: Dr. Bettina Müller vom Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen erklärt die Leseförderung mit „Willy Wortbär“ und Dr. Christin Schwenk von der TU Dortmund sowie Markus Schütze von der Meister Cody GmbH in Düsseldorf bringen den Teilnehmenden die Matheförderung mit „Meister Cody“ näher. Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion zum Umgang mit Lernstörungen im Schulalltag, an der mit Maria Wilhelm für die Kultusministerkonferenz und mit Ulrike Haarmann-Handouche für das Hessische Kultusministerium auch Vertreterinnen der Bildungsadministration teilnehmen.

Das einmal im Jahr ausgerichtete Frankfurter Forum wird von einem Herausgebergremium wissenschaftlicher Test- und Förderverfahren, die im Hogrefe Verlag erscheinen, sowie dem DIPF und der Goethe-Lehrerakademie (GLA) der Universität Frankfurt organisiert. Ziel des Forums ist es, Praktikerinnen und Praktiker aus Schulen und Kitas mit aktuellen Möglichkeiten vertraut zu machen, die die empirische Forschung aufzeigt. Dazu zählen unter anderem aktuelle Erkenntnisse der Grundlagenforschung und standardisierte pädagogisch-psychologische Tests und Förderverfahren. <<


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