Dass Gähnen ansteckend ist, wissen wir schon lange – jemand gähnt und wir müssen unweigerlich mitgähnen. Das Gleiche gilt erfreulicherweise aber auch für Lachen! Verantwortlich dafür sind spezielle Gehirnzellen, die Spiegelneuronen, die beim Zuschauen aktiv werden – und zwar nicht für isolierte Bewegungen, sondern für komplette Handlungsfolgen! Diese Erkenntnis können wir beim Lernen von Verhaltensweisen gut einsetzen.
Vera F. Birkenbihl nannte diese Neuronen auch Spaghetti-Neuronen, da das Spaghetti-Essen in der Familie die Fähigkeit zur Imitation besonders gut zeigt: es gibt verschiedene Arten, Spaghetti zu essen – auf den Löffel rollen, schneiden, auf dem Teller einrollen … und Kinder übernehmen die Art zu essen von ihren Eltern. Warum ist das so?
Beim Zuschauen werden die „Spaghetti-Neuronen“ = Spiegelneuronen im Gehirn aktiviert – sie spiegeln das Verhalten in der Welt. Sie werden aktiv, wenn wir: erstens etwas tun, zweitens sehen, dass jemand etwas tut, drittens, wir nur daran denken, jemand hätte es getan, viertens, wenn wir denken, wir tun es, fünftens, schon alleine, wenn wir nur davon hören, jemand hätte es getan und sechstens genügt es schon, wenn wir hören, jemand möchte etwas tun – zack, schon funken unsere Spiegelneuronen.
Die Variationsbreite emotionalen Erlebens
Die Spiegelneurone sind die neurophysiologische Grundlage für eine großartige Lernmethode für Verhalten, nämlich Imitationslernen. Sie helfen uns, durch Zuschauen und Nachmachen zu lernen. Im Anti-Ärger-Training hilft uns zusätzlich, dass Spiegelneurone auch dann aktiv sind, wenn wir beobachten, wie Mitmenschen emotional agieren oder reagieren. Zum Beispiel sind Jugendliche, die aus emotional armen Elternhäusern kommen, aggressiver, da sie viele Gemütszustände zwischen ruhig und aggressiv gar nicht kennen. Studien haben gezeigt, dass sie auf Fotos zum Beispiel oft überhaupt nicht erkennen können, ob jemand sich freut oder nicht. Auch der Medienkonsum beeinflusst, wie sich die Spiegelneuronen entwickeln. Jemand, der sich häufig Videos, Bilder und Clips mit brutalen Inhalten ansieht, trainiert seine Spiegelneuronen so, dass er Gewalt als normal empfindet. Die Person stumpft ab und reagiert dann auch bei Gewalt im realen Leben mit wesentlich weniger Mitgefühl.
Das heißt: grundsätzlich verhalte ich mich entsprechend meiner Erziehung und meiner Erfahrungen – egal, ob diese real, virtuell oder auch nur in meiner Vorstellungskraft passieren.
Spiegelneuronen sind also die Basis für emotionale Erziehung, Empathie, Sprache und sogar Kultur. Dadurch kommt es auch oft zu kulturellen Missverständnissen – schüttelt z.B. jemand in Indien den Kopf, dann bedeutet das Zustimmung – bei uns eine klare Verneinung. Gesten wie diese werden im Kleinkindalter eingeübt, die emotionale Bewertung wird von den Erziehungspersonen übernommen.
Damit wir allerdings nicht wahllos jedes beobachtete Verhalten imitieren und durchgehend von den Gefühlen und den Verhaltensweisen anderer überrannt werden, gibt es Aktionshemmungen – diese sind bei Kleinkindern noch wesentlich schwächer ausgeprägt (daher ahmen diese noch fast alles nach) und werden im Laufe unseres Lebens stärker. Als junge Menschen haben wir nahezu alles imitiert, was sich in unserer Umgebung abgespielt hat, aber heute können Sie selbst entscheiden, wie Sie sich verhalten wollen. Sie können ebenso entscheiden, welches Verhalten Sie anderen vorleben.
Schlussendlich können Sie aktiv darüber entscheiden, mit welchen Menschen Sie sich umgeben, was Sie medial konsumieren (welche Zeitungen und Bücher Sie lesen, welche Serien, Filme und Bilder Sie ansehen). welche Gedanken Sie für sich zulassen und wie Ihr Leben aussehen soll – gemäß Wayne Dyer: Wollen Sie Frosch oder Adler sein?
Columbo-Effekt©: Starten Sie gleich mit diesem Praxistipp!
Schreiben Sie eine kurze Liste von Verhaltensweisen, die Sie an sich selbst nicht mögen. Bsp. Ungeduld, Überheblichkeit, Besserwisser, … und führen Sie im Laufe der Zeit die Liste weiter.
Dann suchen Sie sich Menschen, die in diesem Bereich bereits erfolgreich sind und für Sie in diesem Verhalten Vorbilder sein könnten. Jede Figur – real, fiktiv, lebend oder tot, bekannt aus Fernsehen oder Film oder ein Freund, Verwandter – kann uns als Modell dienen. Inspektor Columbo war für Vera F. Birkenbihl ein Role Modell für höfliches Verhalten im Umgang mit anderen – deshalb nannte sie diese Strategie „Columbo-Effekt©“!
Wenn Sie ein Role Modell gefunden haben, beobachten und kopieren Sie sein Verhalten in dem Bereich, den Sie lernen möchten. Ihre Spiegelneuronen helfen Ihnen dabei, dieselben Verhaltensmuster und Emotionen anzunehmen.
Beispiel Columbo-Effekt©-Liste:
- Wer? Columbo
Welches Verhalten? / Warum? Höflichkeit - Wer? Balu, der Bär
Welches Verhalten? / Warum? Gemütlichkeit - Wer? mein Großvater
Welches Verhalten? / Warum? Geselligkeit
~ Monika Naimer und die Vera F. Birkenbihl-Akademie
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